Duolingo verkauft sich als lockere Sprachlern-App mit grünem Maskottchen. Doch hinter den niedlichen Push-Nachrichten steckt ein ausgefeiltes System: Streaks, XP-Punkte, virtuelle Trophäen und „zufällige“ Belohnungen, die fast klingen wie ein Online-Casino. Kurz: Die Eule weiß genau, wie sie an unsere Dopaminrezeptoren kommt.
Das Problem mit der „Motivation“
Klar, Gamification kann motivieren. Aber bei Duolingo kippt das Ganze schnell. Statt Spanisch oder Englisch wirklich zu lernen, hetzt man den Streaks hinterher – notfalls noch auf der Toilette, um die Serie nicht reißen zu lassen. Und wenn man doch mal vergisst? Kein Problem: Gegen virtuelle Währung gibt’s den „Streak Freeze“. Klingt nach Lernen – fühlt sich aber an wie Glücksspiel mit Sprachvokabeln.
Hinzu kommt: Ich habe trotz meines sehr guten Englisch und Level 60 bei Duolingo keinen wirklichen Fortschritt gemacht. Die App vermittelt vor allem Wortschatz-Schnipsel, aber kaum Grammatik. Auch fand ich nach zwei Wochen durchgehender täglicher Übung die Lektionen zu repetitiv. Wer ernsthaft Sprache lernen will, stößt hier schnell an Grenzen.
Und dann ist da noch die Monetarisierung: Super und Max werden aggressiv beworben, In-App-Werbung wieder und wieder und wieder – so penetrant, dass es eher an ein Abo-Drückermodell erinnert als an ein Lernangebot. Trotz das diese mit den Charakteren aus der App sehr gut umgesetzt sind.
Eindeutig fragwürdig finde ich, dass Kinder die App nutzen, meine eigenen mit eingeschlossen.😮
Gerade sie sind für Belohnungssysteme besonders anfällig. Wenn also eine App mit Dopamin-Kicks, Ranglisten und psychologisch durchdesignten Mechanismen arbeitet, dann ist das nicht nur „spielerisches Lernen“, sondern auch ein riskantes Experiment am Nachwuchs.
Meine Konsequenz
Ich habe irgendwann gemerkt: Ich lerne nicht mehr, ich füttere nur noch die App. Der Fokus lag nicht mehr auf der Sprache, sondern auf der nächsten kleinen Belohnung. Heute habe ich Duolingo zwar noch auf dem Handy – aber öffnen tue ich sie nicht mehr. Sprachlernen darf anstrengend sein, aber es sollte nicht süchtig machen wie ein Las-Vegas-Slot.
Wie und ob meine Kinder sie weiter Nutzen werden, dass werden wir noch gemeinsam entscheiden.

Fazit
Gamification ist ein Werkzeug – und wie jedes Werkzeug kann man es missbrauchen. Bei Duolingo wird aus „spielerisch lernen“ schnell „spielen statt lernen“. Mein Rat: Wer ernsthaft eine Sprache lernen will, sollte sich nicht von einer grinsenden Eule erpressen lassen.
Hinweis: Dies ist meine persönliche Meinung und Kritik. Andere Nutzerinnen und Nutzer können natürlich zu einem anderen Fazit kommen.